Der Barbarazweig – Das Wettrennen: 60 erdige Kurzgeschichten aus dem Buch Gärtnerseele

4. Dezember 2022

Gärtnerseele: Hans Zauner, der kreative Kopf von GartenZauner hat 60 Gartenschichten geschrieben und im Buch Gärtnerseele zusammengefasst. Wagen wir gemeinsam den Versuch mit diesen Gartengeschichten den Winter durchzutauchen, lassen wir die Gartenbilder im Kopf wachsen. In den nächsten Wochen werden regelmäßig Gartengeschichten veröffentlicht; in der Vorweihnachtszeit immer am Adventsonntag.

 

Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.

 

Tauchen Sie ein in unsere Gartenwelten, vielleicht erkennen Sie sich in den Geschichten oder eine der Geschichten hat in Ihrem Garten begonnen:

 

 

Gartengeschichte N.53 

Der Barbarazweig – Das Wettrennen

 

Am 4. Dezember ist Barbaratag. Der Brauch besagt, man sollte an diesem Tag Kirschzweige schneiden und ins Warme stellen: Wenn diese zu Weihnachten blühen, dann klappt es mit der Liebe. So weit, so gut, aber was ist, wenn ich schon verliebt oder verheiratet bin, wenn ich gar keine Liebe suche oder keine will? Egal, Liebe kann man immer brauchen, man kann nie genug davon bekommen oder auch weitergeben. Wagen wir den Versuch und schneiden wir Kirschzweige mit möglichst vielen Bouquetknospen, so nennt man es, wenn viele Blütenknospen in einem Quirl zusammenstehen.

 

Damit es auch wirklich mit der Blüte, also mit der Liebe klappt, kann man ein wenig nachhelfen. Wir schneiden die Kirschzweige bereits am 3. Dezember und legen sie über Nacht in ein Wasserbad, damit sich die Knospen und Zweige aufweichen und mit Wasser anreichern. Sollte es noch nicht ausreichend Frost gegeben haben, empfiehlt es sich die Zweige für eine Nacht ins Gefrierfach zu legen. Kirschen brauchen eine Kälteperiode für die Blüteninduktion. Am 4. Dezember stellen wir sie in ein Fenster, aber nicht in der Nähe eines Heizkörpers, denn trockene Luft lässt die Knospen elend zugrunde gehen, bevor sie aufblühen. Wir haben die Zweige vorher schräg angeschnitten und in lauwarmes Wasser gestellt.

 

Die ersten Tage stellt man die Zweige in einen hellen, aber eher kühlen Raum, erst wenn die Knospen zu schwellen beginnen, vertragen sie es etwas wärmer. Das Wasser wird regelmäßig gewechselt, um Algenbildung zu vermeiden. Es ist ein spannendes Unterfangen, man fiebert mit den Barbarazweigen auf Weihnachten hin. Täglich werden die Knospen akribisch beobachtet, es stellt sich die Frage, ob sie es bis Weihnachten schaffen.

 

Es ist wie ein Wettrennen in Zeitlupe! Ab und zu hilft man nach, indem man die Zweige mit Wasser besprüht, um die Bedingungen zu optimieren. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die Knospen die ersten grünen Spitzen zeigen und sich die weißen Blütenblätter langsam herausschieben. Anfänglich sind sie noch zerknittert und zerdrückt, bis sich die strahlend weißen Blüten in voller Pracht zeigen. Gleichzeitig entwickeln sich auch die ersten zarten Blätter.

 

Ein kleines Siegesgefühl stellt sich ein, die Genugtuung, die Natur überlistet, ihr den Frühling vorgetäuscht zu haben. Der Legende nach hat die heilige Barbara einen Kirschzweig in eine Vase gestellt, welcher sich in ihrem Kleid verfangen hatte. Just an dem Tag, an dem sie hingerichtet wurde, begann der Zweig zu blühen. Sie wurde von ihrem eigenen Vater enthauptet, da sie sich weigerte, ihren Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben. Das Wettrennen ist gewonnen, die Zweige zeigen ihre reinen, weißen und unschuldigen Blüten!

 

 


Zeit für Geschichten

Jetzt kommt wieder die kalte und dunkle Jahreszeit. Wir haben wieder mehr Zeit zum Lesen und Zeit unseren Gedanken, Erinnerungen und Sehnsüchten nachzuspüren. Wie wäre es mit der Idee, sich unseren Gärten literarisch mit Gartengeschichten zu nähern? Sich gleichsam in den Sehnsüchten, den Träumen und den Gartenfantasien zu verlieren, bis der Frühling wieder kommt.

 

 

 

Die Vielfalt der Gärten

60 Gartengeschichten für ein Gartenjahr, das klingt leidenschaftlich, vielversprechend und hoffnungsvoll. Gärten sind so vielfältig, Gärten berühren alle Lebensbereiche, vor allem aber unsere Seele und unser Gemüt. Gärten sind Spiegelbild der Gesellschaft, Gärten werden politisiert. Gärten können wir hören und lesen, in Literatur und Musik. Gärten sind aber auch Ausdruck unseres persönlichen Lebensstils und unseres Geschmackes.

 

 

Erfahrung und viel Fachwissen

Gärten sind Rückzugsort und Begegnungsort zugleich. Gärten sind Statussymbol und missbrauchte Flächen. Gärten sind Sehnsuchtsorte und leben oft nur von Erinnerungen, von Gerüchen und von unendlichen Sommern. All diese Vielfalt finden sich in den Gartengeschichten, gepaart mit viel Erfahrung und Fachwissen.

 

Gartenspaziergang mit Hans Zauner

 

Möchten Sie das Buch “Gärtnerseele” weiter lesen?

Genießen Sie die 60 erdigen Gartengeschichten von Hans Zauner!

Erhältlich bei GartenZauner oder im Buchhandel

 

+43 7282 20590
info@gartenzauner.com

 

© Hans Zauner
Cover- und Buchgestaltung: RIZAGO design
Illustrationen und Fotografie: Ricardo Gonzalez
Lektorat: Bernhard Kastl
ISBN 978-3-903385-14-6
bayerverlag 2022
Verlag Bernhard Bayer, Wilhering 

 

 

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